Info: NEPAL / NEBS

Nachstehend ein kurzgefasster Überblick über Nepal mit grundsätzlichen Informationen, die auch zum besseren Verständnis der Bedeutung unseres Schulhilfsprojekts beitragen sollen.

Nepal ist mit ca. 147.000 qkm etwa 1,75 mal größer als Österreich (rund 84.000 qkm) und liegt auf der gleichen geografischen Breite wie das nördliche Ägypten.
Die Einwohnerzahl Nepals beträgt knapp 30 Millionen und ist damit ca. 3,4 mal höher als in Österreich (etwa 8,8 Millionen).
Nepal liegt zwischen den asiatischen Supermächten Indien (im Westen, Süden und Osten) und China (im Norden; gemeinsame Grenze mit der autonomen Region Tibet der Volksrepublik China).

Nepal ist ein extrem bergiges Land (über 40 % der Landesfläche liegen über 3000 Meter) und lässt sich generell in drei Hauptzonen einteilen: die Tiefebene, das Mittelland und das Bergland.
• die Tiefebene, das Terai
• das Mittelland bis 3.000 m
• das Bergland mit der Himalaya-Kette (bis 8.848 m – Mount Everest).

Der Standort der von uns unterstützten Schule NEBS, die Stadt Tikapur mit etwa 60.000 Einwohnern, liegt im Terai, der Flachland-Region im Südwesten Nepals, die an Indien angrenzt.
Heute leben im Terai 47 % der Bevölkerung Nepals auf nur 14 % der Landesfläche. Sehr gute Bewässerungsmöglichkeiten machen es zu einer landwirtschaftlich sehr ertragreichen Region.

Nun einiges zu Geschichte, Staat und Politik Nepals.

Im 18. Jahrhundert entstand durch Vereinigung von etwa 50 Fürstentümern das Königreich Gorkha, das Anfang des 20. Jahrhunderts den Namen Nepal annahm.
1951 wurde eine konstitutionelle Monarchie proklamiert, in der 1960 vom König alle politischen Parteien verboten wurden.
Von 1996 bis 2006 befand sich die Kommunistische Partei Nepals (die Maoisten) in einem Bürgerkrieg gegen die Monarchie und das hinduistische Kastensystem.
Nach Abschluss eines Friedensabkommens zwischen der Regierung und den Maoisten Ende 2006, wurde die Monarchie in Nepal endgültig abgeschafft.
2008 wurde von der verfassungsgebenden Versammlung eine föderale demokratische Republik als Staatsform ausgerufen und der erste Präsident der Republik vereidigt.
Im Oktober 2015 wurde Bidhya Devi Bhandari seine Nachfolgerin im Amt.
Nach den Wahlen am 14. März 2018, wurde Khadga Prasad Oli (Vorsitzender der Kommunistischen Partei) zum ersten Ministerpräsidenten gewählt.
Seit der letzten Wahl vom März 2023 ist Ram Chandra Paudel (Nepalesische Kongresspartei) der amtierende Präsident der Demokratischen Bundesrepublik Nepal.


Nepal ist ethnisch und kulturell ein Minoritätenmosaik aus über 100 verschiedenen ethnischen Gruppen und Kasten sowie 124 verschiedenen Sprachen und Dialekten.
Folgendes zur Religion

Etwa 81 % der Bevölkerung Nepals gehört dem Hinduismus an. 9 % der Bevölkerung bekennen sich zum Buddhismus. Zu den größeren Minderheiten zählen 4,4 % Muslime. Der Anteil der Christen liegt bei 1,4 %. Zudem treten weitere kleine ethnische Gruppierungen auf.

1963 wurde das Kastenwesen, bzw. die Diskriminierung durch Kastenzugehörigkeit gesetzlich verboten. Es blieb bei diesem Versuch. Noch immer spielt das Kastenwesen eine beherrschende Rolle und hat einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben.

In unseren Filmdokumentation wird auch auf den Umgang der Schule mit dem Mix aus Kasten und Religionen eingegangen.

68 % der erwerbstätigen nepalesischen Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft, ihr Anteil am Bruttosozialprodukt beträgt aber lediglich 38 %.
17 % der Nepalesen sind in der Industrie beschäftigt, lediglich 3 % der Einwohner arbeiten im Dienstleistungssektor.





Mit 50 Millionen Euro bringt der Tourismus etwa 30 % der Gesamtdevisen, der zweitstärkste Devisenbringer ist mit 25 Millionen Euro der Export von tibetischen Teppichen.
Von den etwa 30 Millionen Nepalesen leben fast 40 % unterhalb der Armutsgrenze, das durchschnittliche Monatseinkommen beträgt 18 Euro.

Mit einem BIP pro Kopf von nur 1.200 US-Dollar im Jahr 2021 gehört Nepal zu den ärmsten Ländern der Welt.
Im Vergleich dazu liegt das BIP pro Kopf in Österreich für 2021 bei etwa 53.300 USD.


Wie steht es mit der Bildungssituation in Nepal?

Die Zukunft der Kinder in Nepal ist ungewiss – nur die Hälfte beendet die fünfjährige Grundschulzeit.

Das gegenwärtige, dreistufige Ausbildungssystem wurde 1971 etabliert. Für sämtliche nepalesische Kinder besteht zwischen dem sechsten und dem zehnten Lebensjahr allgemeine Grundschulpflicht.
Für den Besuch der ersten bis sechsten Klasse fallen an den staatlichen Schulen keine Gebühren an.
Die nepalesische Regierung befindet sich im Begriff das Bildungssystem umzustrukturieren. Dabei sollen der Zugang zur Primar- (Klasse 1 bis 8) und Sekundarschule (Klasse 9 bis 12) ausgebaut und berufsvorbereitende Qualifizierungsmaßnahmen in den oberen Klassen eingeführt werden.

In der Realität können derzeit jedoch viele Kinder nicht am Grundschulunterricht teilnehmen, da sie zusätzliches Geld verdienen oder im Haushalt helfen müssen. Nur die Hälfte aller Kinder beendet die fünfjährige Grundschulzeit. Zum einen liegt das an den mangelnden Schulen auf dem Land, zum anderen an der schlechten Ausbildung der Lehrkörper und der damit verbundenen schlechten Qualität des Unterrichts. Es fehlt zudem oftmals an grundlegenden Dingen wie Tafeln, Stiften oder Büchern. Viele Familien entscheiden sich deshalb dagegen, ihre Kinder in die oft weit entfernten Schulen zu schicken.

Die Stadtregierung von Tikapur hat Ende 2017 beschlossen, dass zukünftig alle privaten Schulen für bedürftige Schüler 10 % Stipendien – bezogen auf die Gesamt-Schülerzahl - zu vergeben haben, andernfalls soll die Genehmigung zur Führung der Schule entzogen werden.
Die NEBS ist derzeit im ganzen Bezirk Tikapur die einzige Privatschule, die mit mehr als 20 % Stipendien diese Anforderung deutlich übererfüllt.

Äußerst bedenklich ist auch die Benachteiligung von Mädchen.

Verglichen mit anderen Ländern in Asien ist das Bildungsniveau in Nepal sehr niedrig.  Die Analphabetenrate liegt (mit Stand 2015) bei 35 %  (Frauen 45 %, Männer: 24 %). Besonders geringe Bildungschancen haben demnach Frauen. Mädchen werden viel seltener eingeschult als ihre männlichen Altersgenossen und brechen die Schule noch häufiger ab. Oft müssen Mädchen die Schule vorzeitig verlassen, da sie schon mit zehn oder elf Jahren verheiratet werden. Fast die Hälfte aller 15 bis 19 jährigen Mädchen ist verheiratet.

Mit einem Anteil an der Gesamtschülerzahl von mehr als 40 % Mädchen leistet die NEBS bereits seit Jahren einen bedeutenden Beitrag zur Verringerung der Benachteiligung von Mädchen.

Die NEBS wurde im Jahr 2012 von einer enthusiastischen Gruppe ausgebildeter, erfahrener Lehrkräfte gegründet . Die von ihnen früher in einer patriarchalisch und ökonomisch intransparent geführten Privatschule gemachten, meist leidvollen Erfahrungen, gaben Anlass zur Bildung einer, für Nepal ungewöhnlichen, kollektiv geführten Schule.
Hier versucht ein sozial, geschlechtlich und altersmäßig durchaus heterogener Lehrkörper trotz des immer noch vorherrschenden Kastendenkens ein ehrgeiziges Projekt in gemeinsamer (= demokratischer) Verantwortung zu verwirklichen.
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